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Johann Mühlhofer versus Robert Redford

Da ist uns doch glatt neulich das Mietverhältnis gekündigt worden für das „Anwesen Guntersdorf 8“, also für den Hof, den wir mit den Hunden bewohnen. Manch einer wird jetzt sicher denken: Ja, klar, wenn die’s auch so übertreiben mit den Hunden, so viele immer. Welcher Vermieter läßt sich das schon gefallen, auf Dauer.
Nun man kann unserem Rudel ja alles mögliche anhängen, aber diesmal können sie wirklich nichts dafür. Der alte Mühlhofer, der ehemalige Bauer vom „Schneiderhof“, wie das Anwesen im Dorf genannt wird, ist verdammt gerissen, wenns ums Geld geht, und das tut’s bei ihm fast immer. Das mußten wir damals einsehen, als wir hier eingezogen sind.

Menschen, die das Land bewirtschaften und mit Tieren arbeiten, sind anders, irgendwie mit mehr Substanz, da hat ein Handschlag mehr Rechtskraft als ein Vertrag - so denkt man immer. So dachten auch wir. Kommt vielleicht von den Heimatfilmen oder den Aberhunderten von Western, die wir uns früher reingezogen haben. Bonanza am Sonntag nachmittag war allwöchentlich ein wichtiger Termin. Ben Cartwright, der Rancher von der Ponderosa, und seine drei aufrechten Söhne, unermüdlich im Einsatz für das Gute. Die hätten niemals zwei verrückten Schwestern und ihren 15 Hunden das Leben schwer gemacht - also die nicht. Oder - noch gar nicht so lange her: Robert Redford als Pferdeflüsterer Tom Booker. Ein edler Mensch, gebildet, kunstsinnig, charakterlich einwandfrei; ein Mann, der - so wie er aussieht - wirklich alle Möglichkeiten hätte, und trotzdem seinem einfachen Job als Rancher nachgeht, weil er diesen Job liebt und das Land und die Tiere.
Wer, der diesen Film gesehen hat, könnte sich nicht an die Szene erinnern, in der die reiche Ostküsten-Tussi Annie am Telefon meint, sie könnte auf ihre Yuppie-Art mit Tom Booker Geschäfte machen. „Ich habe gehört, Sie helfen Menschen, die Probleme mit Pferden haben.“ Darauf er - kneift ein Auge halb zu, mit diesen Fältchen, die’s gewohnt sind, in die Sonne zu blinzeln, selbstsicher, gelassen - voll cool: „Nein, Ma’am, ich helfe Pferden, die Probleme mit Menschen haben.“ Das hat gesessen. Und alles Geld der Welt hätte ihn nicht umstimmen können, absolut unbestechlich.
Diese wirklich guten Typen gibt’s nicht nur in Hollywood, sondern auch im täglichen Leben. Daß ich bisher keinen getroffen hab‘, muß ja nichts heißen. Der alte Mühlhofer aber gehört nicht zu diesem Menschenschlag; dem fehlt zu Robert Redford mehr als nur der stahlblaue Blick.

Robert Redford und unser Corleone
(eine Fotomontage von Uli, leider)

Als unser Vermieter war der Mühlhofer eher wie der „Weiße Vater in Washington“, hat sich an keine Vereinbarungen gehalten und alle Verträge gebrochen. So hatten wir etwa vereinbart, daß wir beim Einzug das Haus selber renovieren, weißeln, saubermachen und dafür keine Ablöse für die zwei alten Wamsler-Herde zahlen müssen. Genau zehn Tage, nachdem wir mit Renovieren fertig waren, sein Anruf: „Übrigens, für die zwei Wamsler krieg ich ja noch - sagen wir mal 500 Mark.“ Wir haben nicht nur viel Arbeit, sondern noch mehr Geld in das alte Haus gesteckt. Wir haben aus dem alten Gewölbestall einen Wohnraum gemacht und ein Bad eingebaut (das, was vorher an dieser Stelle war, als „Bad“ zu bezeichnen, wäre ein recht sorgloser Umgang mit diesem Wort). Und wir hatten mit dem alten Mühlhofer - sogar schriftlich - vereinbart, daß dafür der Mietvertrag auf zehn Jahre unkündbar ist und die Miete für diese Zeit nicht erhöht wird.
Und was tut der Alte? Richtig. Nach gerade mal vier von den zehn Jahren kündigt er uns „wegen Eigenbedarf“, was im Klartext heißt, er möchte mehr Miete.

Nun, das Leben ist nicht fair, schon klar. Sonst nämlich würde das Schicksal einsehen, daß wir Wichtigeres zu tun haben, als uns mit so einem Scheiß rumzuärgern; oder es würde uns für unseren selbstlosen Einsatz im Tierschutz, für die tägliche Plackerei ab und zu mal einen Wunsch erfüllen. Einen anderen Vermieter zum Beispiel. Robert Redford wäre o.k. (gh)

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