Ilja Rogoff Man hat ihn – mehr tot als lebendig – im Winter in einem Straßengraben gefunden. Ein großer gelb-gestromter Hund, der offenbar gewohnt war, für sich selbst zu sorgen, zum Einzelgänger geworden war. Seine alten Knochen wollten nicht mehr, und Hunger und Kälte hatten ihm den Rest gegeben. Als sich dann aber jemand um ihn kümmerte, hat er es doch noch einmal gepackt; er kam wieder auf die Beine und schließlich nach Guntersdorf. Das Gesicht war grau und alt, irgendwie sind uns Knoblauchpillen eingefallen. Also sollte er Ilja Rogoff heißen. Anfangs suchte er sich seine Ruheplätzchen irgendwo draußen: hinterm Holzstoß, in der finstersten Ecke im Schuppen oder unter dem alten Traktor wähnte er sich in Sicherheit. Es dauerte einige Zeit und es war nicht einfach, diesen Sturschädel zu überzeugen, wo ein alter Hund wirklich hingehört: auf ein großes Kissen in der warmen Stube. Schließlich hat er es doch kapiert und ging nur noch raus, wenn die Sonne schien, ihm die alten Knochen zu wärmen.
Allein mit seinem Speisenplan blieb er hartnäckig. Er liebte rohes Fleisch pur, Butterbrot und Marmorkuchen – und sonst nichts. Hatten wir anfangs noch, optimistisch wie wir nun mal sind, das Fleisch mit Flocken vermischt, mußten wir, damit er überhaupt etwas aß, das Fleisch mühsam wieder herausklauben und ihm von Hand eingeben; also haben wir die Flocken weggelassen, so ging das Füttern wesentlich einfacher. Angesichts seines Klappergestells, was blieb uns anderes übrig, als uns darauf einzulassen, ganz gegen unsere Überzeugung, wie Hundeernährung auszusehen hat. Zwei Menschen, die nicht nur ein Herz für Tiere haben, sondern auch einen Blick für wirklich gute Typen, haben ihn bei sich aufgenommen. Als ich ihn dort hinbrachte, stand schon der Marmorkuchen bereit. Er hat seine neue Familie auf Trab gehalten und ihr mit seinem Dickschädel manches Mal ordentlich zugesetzt. Fünf glückliche Monate hatte er noch zu leben – einen wunderschönen Sommer lang, zusammen mit den zwei Hundemädchen Banja und Schlappi, die ihn umschwärmten, mit den vielen Katzen, die sich im Schlaf an ihn kuscheln durften, und mit Ela und Egid, die ihn bis zu seinem Tod umsorgt, verwöhnt und geliebt haben. |