Die Herzensbrecherin Wer immer ihren Weg kreuzte, hat sich in sie verliebt. Tara war ein ganz besonders feiner Hund. Dogge zwar, aber von ausgesprochen schlanker, fast zerbrechlicher Statur; lange Beine, schmales Gesicht, Bewegungen eines Windhundes und vor allem sanft wie ein Reh.
Ein Herr Möller auf Teneriffa hat sie vor der Todesspritze gerettet, bei sich aufgenommen und sie schnell recht liebgewonnen. Aber weil er noch neun andere Hunde hat, war Tara bei ihm nicht wirklich glücklich. Schweren Herzens hat er bei uns angefragt, ob wir sie zur Weitervermittlung aufnehmen würden. Wir müßten ihm aber versprechen, daß wir für sie den allerbesten Platz suchen würden. Das dürfte doch bei so einem wundervollen Tier nicht schwierig sein. War es aber doch! Die erste Interessentin für Tara entpuppte sich als polizeibekannte Schwindlerin. Sie war nicht 25 Jahre alt und verheiratet, wie sie angab, sondern erst 17 und lebte in völlig zerrütteten und verworrenen Verhältnissen. Natürlich war das nichts für Tara. Die Interessenten kamen und gingen, aber es wollte einfach nicht klappen. Entweder wollten die Leute nicht oder Tara oder wir. Ein junger, recht gut situierter Arzt kam sogar mit seinem Jaguar zum Probesitzen, ob die langbeinige Tara in dem Flitzer überhaupt Platz hätte. Aber auch er machte einen Rückzieher, sagte irgendwas von „zuviel Verantwortung“. Nach Monaten wurden wir ratlos. Herr Möller rief immer wieder aus Teneriffa an; fast schien er zu bereuen, daß er Tara weggegeben hatte. Nicht daß wir die Schöne nicht gerne bei uns gehabt hätten. Sie war ein ganz und gar zauberhafter und problemloser Hund, aber halt furchtbar unglücklich. Also mußten wir weiter suchen. Dann ein Anruf: Brigitte Correll aus München, die sich den Hund „aber wirklich nur ganz unverbindlich“ anschauen wollte. Mit ihren vier Jahren sei Tara ja schon ein bißchen alt für einen großen Hund, und „auf keinen Fall“ wolle sie den Hund gleich mitnehmen. Als die Frau und ihr Mann am Abend kamen, war uns klar, warum Tara bei uns so lange warten mußte: Es muß Bestimmung gewesen sein. Ich schwöre, ich habe kleine rote Comic-Herzchen in Taras Augen gesehen. In wenigen Minuten hatte der Hund die Besucher weichgekocht und es war klar, daß sie „auf keinen Fall“ ohne den Hund hier weggehen würden. Tara ist nun fast ein Jahr bei dieser Familie, und es ist einer von den ganz besonders guten Hunde-Plätzen; Tara schläft mit im großen Bett, fährt mit in Urlaub und läßt Frauchen überhaupt nie aus den Augen. Lange hat es gedauert, bis sie sich beim Spazierengehen wenigstens ein paar Meter von Frau Correll entfernt hat. Wir haben schon mehrmals Post von ihnen erhalten. „Unsere Freude an Tara ist ungetrübt“, schreibt Taras Frauchen. Auch Herr Möller auf Teneriffa bekommt oft Post und Fotos und ist glücklich, daß diese Hündin das große Los gezogen hat. Aber ein bißchen traurig ist er auch, weil er sie nicht selber behalten konnte. Und vergessen, sagt er, wird er sie nie. Tara war extrem wasserscheu. Sie trank nicht mal Wasser aus einem See oder Bach, plätscherndes Wasser machte sie einfach nervös. Im Oktober 99 schrieb Frau Correll von Korsika, Tara schwimmt im Meer mit ihr. Ja, Frau Correll, ich glaube, Tara würde den Atlantik überqueren, wenn Sie vorausschwimmen! |