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Coba

Coba, der schwarze Doggenrüde, der nach Rambo kam (ohne jedoch wirklich Rambos Platz einnehmen zu können), hatte mal wieder über die Stränge geschlagen: abends - nach dem Betthupferl - wenn er genau weiß, daß in Guntersdorf bald die Lichter ausgehen und Nachtruhe einkehrt, muß er ab und zu noch einen Zug um die Häuser machen. Dann springt er in einem günstigen Moment, den er klug abzuwarten weiß, über den Zaun und verschwindet in der Nacht.
An jenem Abend, als er Punkt Mitternacht endlich zurückkommt und guter Dinge - um nicht zu sagen fröhlich pfeifend - ins Haus schlendert, hat mein Ärger über diesen Lumpen längst der Sorge Platz gemacht, daß ihm doch hoffentlich nichts passiert ist da draußen.
Trotzdem: ANSCHISS! Schluß mit lustig, Marsch auf Deine Couch und Licht aus!
Da zieht er ab, Ohren auf Halbmast, und dreht sich in einer Ecke seiner Couch auf ein Viertel seiner stattlichen Größe zusammen. Er steckt die Nase unter sein angewinkeltes Knie und weiß, daß jetzt dringend Zerknirschtsein angesagt ist.

Und dann geht mir vor dem Einschlafen wieder einmal seine Geschichte durch den Kopf: Durch viele Hände ist dieser Bursche schon gegangen. Auch wir haben dabei Fehler gemacht: Wir haben uns täuschen lassen, den schönen Worten geglaubt und ihn den falschen Leuten gegeben. Irgendwann auch muß irgendwer versucht haben, ihn scharf zu machen; da hat er wohl seine Prügel bezogen, bis er kapiert hat, daß er auf Befehl in Menschenarme beißen muß. Einmal hat er dann tatsächlich richtig zugebissen, aber leider den Falschen erwischt.
Dann hat man das Interesse an ihm verloren, und er hing die meiste Zeit des Tages an der Kette.
Eine Tierschutzbeauftragte, die daraufhin auf den Plan trat und sich für ihn einsetzte, erzählt heute noch mit Schaudern, daß Coba sie - im Haus seiner damaligen Besitzer - mit gefletschten Zähnen angeknurrt hat, und zwar bei jeder ihrer Bewegungen - ihr ist das Blut in den Adern gefroren; der schlimmste Hausbesuch in den vielen Jahren ihrer Tierschutzarbeit.

Als er nach seiner Odyssee zu uns kam, war er ein mißtrauischer und trauriger Hund, schwierig und unberechenbar. Es wäre gelogen zu behaupten, er hätte die ersten Monate bei uns nicht auch noch so seine Ausrutscher gehabt.
Aber er hat sich gründlich geändert: fröhlich und ausgelassen tobt er mit der Meute im Hof, gräbt mit Leidenschaft den Gemüsegarten um, lacht von einem Ohr bis zum anderen, wenn wir über die Feldwege ziehen. Er liebt Zwetschgen, Weintrauben, getrocknete Rinderohren und Kuscheln auf der Couch. Er ist ein guter Hund geworden....

Ich wache in jener Nacht, in der er ausgebüchst ist und einen Anschiß kassiert hat, wieder auf, als Coba von der Couch heruntersteigt; ganz leise kommt dieser 70 kg-Bursche an mein Bett. Im Dunkeln fühle ich, wie er seinen großen Kopf auf mein Kissen legt. Und er flüstert - so leise, daß nur ich es hören kann: “Hey du... Ich kann doch nicht schlafen, wenn du mit mir böse bist...”   (gh)

 

Coba, weithin bekannt auch unter dem Namen "Schweinebacke"

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