Johann Mühlhofer versus Robert Redford Da ist uns doch glatt
neulich das Mietverhältnis gekündigt worden für das „Anwesen
Guntersdorf 8“, also für den Hof, den wir mit den Hunden bewohnen.
Manch einer wird jetzt sicher denken: Ja, klar, wenn die’s auch so
übertreiben mit den Hunden, so viele immer. Welcher Vermieter läßt
sich das schon gefallen, auf Dauer. Menschen, die das Land
bewirtschaften und mit Tieren arbeiten, sind anders, irgendwie mit mehr
Substanz, da hat ein Handschlag mehr Rechtskraft als ein Vertrag - so
denkt man immer. So dachten auch wir. Kommt vielleicht von den Heimatfilmen
oder den Aberhunderten von Western, die wir uns früher reingezogen
haben. Bonanza am Sonntag nachmittag war allwöchentlich ein wichtiger
Termin. Ben Cartwright, der Rancher von der Ponderosa, und seine drei
aufrechten Söhne, unermüdlich im Einsatz für das Gute. Die hätten
niemals zwei verrückten Schwestern und ihren 15 Hunden das Leben schwer
gemacht - also die nicht. Oder - noch gar nicht so lange her: Robert
Redford als Pferdeflüsterer Tom Booker. Ein edler Mensch, gebildet,
kunstsinnig, charakterlich einwandfrei; ein Mann, der - so wie er
aussieht - wirklich alle Möglichkeiten hätte, und trotzdem seinem
einfachen Job als Rancher nachgeht, weil er diesen Job liebt und das
Land und die Tiere. Robert Redford und unser
Corleone Als unser Vermieter war der
Mühlhofer eher wie der „Weiße Vater in Washington“, hat sich an
keine Vereinbarungen gehalten und alle Verträge gebrochen. So hatten
wir etwa vereinbart, daß wir beim Einzug das Haus selber renovieren,
weißeln, saubermachen und dafür keine Ablöse für die zwei alten
Wamsler-Herde zahlen müssen. Genau zehn Tage, nachdem wir mit
Renovieren fertig waren, sein Anruf: „Übrigens, für die zwei Wamsler
krieg ich ja noch - sagen wir mal 500 Mark.“ Wir haben nicht nur viel
Arbeit, sondern noch mehr Geld in das alte Haus gesteckt. Wir haben aus
dem alten Gewölbestall einen Wohnraum gemacht und ein Bad eingebaut
(das, was vorher an dieser Stelle war, als „Bad“ zu bezeichnen,
wäre ein recht sorgloser Umgang mit diesem Wort). Und wir hatten mit
dem alten Mühlhofer - sogar schriftlich - vereinbart, daß dafür der
Mietvertrag auf zehn Jahre unkündbar ist und die Miete für diese Zeit
nicht erhöht wird. Nun, das Leben ist nicht fair, schon klar. Sonst nämlich würde das Schicksal einsehen, daß wir Wichtigeres zu tun haben, als uns mit so einem Scheiß rumzuärgern; oder es würde uns für unseren selbstlosen Einsatz im Tierschutz, für die tägliche Plackerei ab und zu mal einen Wunsch erfüllen. Einen anderen Vermieter zum Beispiel. Robert Redford wäre o.k. (gh) |