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Bad Wildungen

Unsere Eltern machen sich manchmal Sorgen um Lynn und mich, weil wir halt soviel Arbeit haben. Sie haben mir deshalb zum - sehr runden - Geburtstag ein bisschen Erholung geschenkt, nämlich einen Aufenthalt in einem Wellness-Hotel mit allem Pipapo.

Da meine Kunigunde, das spitzohrige Doggenmädchen, zu der Zeit arge Probleme mit ihrem Rücken hatte, packte ich sie ein und fuhr mit ihr nach Bad Wildungen, wo es in einem noblen Hotel nicht nur Wellness für’s Frauchen gab, sondern auch - oder vor allem - Physiotherapie für den Hund. Das Budget des großzügigen Geburtstagsgeschenks erstreckte sich auch auf Kunis Behandlungen.
Just zu der Zeit drehte ein Fernsehteam von Kabel 1 einen Beitrag über das Vierbeiner-Reha-Zentrum in diesem Hotel, und natürlich war Kunigunde eine der Hauptdarstellerinnen dieses Berichts. Kuni wurde bei der Massage gefilmt, auf der Magnetfeldmatte, beim Gassigehen, beim Tragen meiner Handtasche, im Hotelzimmer und im Speisesaal. Routiniert folgte sie den Regieanweisungen und genoß die gesteigerte Aufmerksamkeit, die ihr tagelang zuteil wurde. Daß auch Frauchen ab und zu ins Bild geriet, ließ sich dabei gar nicht vermeiden. Außerdem hatte ich dem interessierten Fernsehzuschauer natürlich Kunigundes Krankengeschichte zu schildern. Einige Wochen später war Sendetermin, es gab ein großes Hallo, als Kunigunde - voll cool - über den Bildschirm wackelte und Frauchen dem Rosenblätterbad frönte.

Wenige Tage später erreichte mich ein Anruf eines Herrn aus dem Norden, sein lauernder Unterton ließ mich sogleich aufhorchen. „Frau Hesel von Tierfreunde Niederbayern?“ wollte er wissen. Ich: „Ja...?“ Er: „Kann es sein, dass ich Sie im Fernsehen gesehen habe, in diesem Luxushotel?“ Ich: „Ja...“ Darauf er, entrüstet: „Können Sie mir mal erklären, was das mit Tierschutz zu tun haben soll?!?“ und - zack - legte er auf.
Ja, ich geb’s zu, wir haben es sehr genossen, fünf Tage Luxus pur in diesem Edel-Schuppen. Asche auf mein Haupt - und auf Kunigundes spitze Ohren natürlich.
(gh)


Kunigunde mit Kameramann, der sie drei Tage lang auf Schritt und Tritt verfolgte

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