Früher schon von Deutschlands Enthüllungsjournalistin Nr. 1 und nun auch von Cleo taucht der Vorwurf auf, wir hätten bei der Geburt und Aufzucht von Ladys Welpen am 22.10.2010 alles falsch gemacht. Darum will ich Euch jetzt mal was über Welpengeburten erzählen:

Unsere Erfahrungen mit gebärenden Hündinnen sind mit Ixi (2001), Lisa (2004), Belly (2006), Ilse (2006) und Lady (2010) zwar nicht alltäglich, aber doch so hinreichend, dass wir etwas mehr Erfahrung damit haben als andere Leute, die sich hierzu zu äußern berufen fühlten.

1.
Bei Hündinnen ist der Geburtsvorgang weit weniger dramatisch als bei Menschengeburten. Wer sich vorstellt, dass Hündinnen nur mit vorher geübten Atemtechniken, stundenlangen schmerzhaften Wehen und dann gellenden Schmerzensschreien ihre Kleinen mühsam herauspressen, liegt ziemlich falsch.
Eine Hündin ist aufgeregter als normal, klar, sie möchte sich und die Neugeborenen ja in Sicherheit wissen. Dieses Sicherheitsbedürfnis kann mit einer ruhigen Geburtsstube und - je nach Charakter der Hündin mehr oder weniger - Anwesenheit von vertrauten Menschen befriedigt werden.
Da vor allem bei großen Hündinnen das Geburtsgewicht der Welpen im Verhältnis zur Größe der Mutter sehr klein ist (darum können sie auch so viele Welpen austragen), "rutschen" die Kleinen meist recht problemlos heraus. Vorausgesetzt die körperliche Verfassung, Hormonlage, Anatomie etc. sind in Ordnung.

2.
Wenn es sich um eine alte (Lady), kranke (Ixi, Ilse) oder sonstwie geschwächte (Lisa, Belly) Hündin handelt, kann es sein, dass die Wehen entweder gar nicht einsetzen (Lisa) oder zu früh enden, während sich also noch Welpen in der Gebärmutter oder im Geburtsgang befinden (Belly, Lady).
Dann ist es lebensentscheidend für Mutter und Kinder, dass man eingreift.
Belly beispielsweise hatte 13 Welpen ziemlich problemlos zur Welt gebracht. Dann lehnte sie sich zurück und meinte, nun sei es gut. Ich traute dem Frieden nicht, packte sie ins Auto, fuhr zur benachbarten Tierarztpraxis zum Röntgen (das machen übrigens auch verantwortungsvolle Züchter). Und siehe da, es waren noch drei Welpen in ihrem Bauch! Mit Hilfe einer Wehenspritze kamen (wieder zu Hause) zwei von ihnen im Verlauf von 6 Stunden noch natürlich und lebend zur Welt. Das dritte blieb drin, keine Wehen mehr, nichts. Für Belly war die Sache erledigt. Aber wir wussten, dass da noch eins war, das heraus musste. Es blieb keine andere Möglichkeit als Kaiserschnitt (den man der Hündin natürlich ersparen möchte, wenn irgend möglich). Dazu fuhren wir mit ihr in die Klinik. Solange ihre Welpen im Karton dabei sind, ist das für die Hündin auch in Ordnung - natürlich darf man sie nicht von den Neugeborenen trennen! Kaiserschnitt, gleichzeitige Kastration (die Gebärmutter war laut Aussage des Chirurgen so "vergammelt", dass sie besser gleich mit rausgenommen wurde). Der letzte Welpe, Nr. 16, war schon im Mutterleib tot. Aber 15 lebten - und wir haben sie auch durchbekommen. Es sind alles gesunde und schöne Kinder, meine Sissie ist eine davon.

3.
Lady Sonador, genannt Lady, kam aus Ungarn zu uns 8 Tage vor der Geburt, war also als "hochträchtig" zu bezeichnen. Die Tierärzte in Ungarn hatten einen Abbruch als zu gefährlich eingestuft angesichts ihres Alters und Gesundheitszustandes. Die Tierschützer in Ungarn hatten also nur die Möglichkeit, ihr einen sicheren Platz zu suchen, wo ihre Betreuung gewährleistet war. Sie schickten sie nach Guntersdorf.
Die Vorwürfe, unsere Begleitung von Ladys Geburt sei chaotisch, dilettantisch oder was auch immer gewesen, ist unrichtig.
Unser Badezimmer ist 9 Quadratmeter groß, hell, sauber, gefliest, beheizbar und mit Rotlichtlampe auszustatten. Eine Hündin ist dort unter unserer Aufsicht und kann doch auch zwischendurch ihre Ruhe haben. Wir können (und haben das auch bei Lady) einen Teil des Raumes so abteilen, dass die Welpen eine warme Dämmunterlage haben und nicht auf kalten Fliesen zu liegen kommen, die Mutter aber auch heraussteigen kann, um zu essen, zu trinken oder auch mal den Raum zu verlassen. Diese Abtrennung von 1,1 m x 1,3 m ist wie eine große - einer Dogge angemessene - Wurfkiste.
Nachdem sich abzeichnete, dass die Wehen nach dem 3. Welpen nicht mehr ausreichend kräftig waren, mussten wir zuerst einmal feststellen, ob und wie viele Welpen noch in ihrem Bauch waren. Daher die Fahrt zum Röntgen in die nahegelegene Praxis. (Eine Röntgenkontrolle schon im Vorfeld der Geburt macht übrigens nicht viel Sinn. Das hatten wir bei Belly versucht. Auf der Röntgenaufnahme zu sehen war ein Durcheinander von "7 oder 8 Welpen", in Wirklichkeit waren es 16!)
Lady bekam also in der Praxis eine Wehenspritze, da sie noch 3 Babies im Bauch hatte. Gleichzeitig haben wir uns schon mit der Klinik (die von uns weiter entfernt ist als die Praxis, aber natürlich bessere Ausstattung für solche Eingriffe hat) in Verbindung gesetzt und angekündigt, dass wir in der Nacht zum Kaiserschnitt kommen müssten, falls diese Spritze nicht ausreichend wirken würde. Die Klinik hat uns die Zeit vorgegeben, die wir noch zuwarten könnten, bevor man sich zum Kaiserschnitt entschließen müsste. Und jeder vernünftige Mensch versucht, solange es geht, die Hündin in gewohnter Umgebung die Welpen auf natürlichem Weg zur Welt bringen zu lassen. Da jedoch bei Lady zwei Stunden lang keine weiteren Wehen einsetzten, machten wir uns also auf den Weg in die Klinik. Zur Klärung: Weder Röntgen noch Operation sind zu Hause möglich! Es macht also keinen Sinn, den Tierarzt ins Haus kommen zu lassen, wie manche Leute vorgeschlagen haben.
Die Welpen waren warm eingepackt mit dabei, um die Mutter nicht zu beunruhigen. Lady war in der ganzen Zeit vertrauensvoll, ist ohne übermäßigen Stress mit zum Auto, in die Klinik, Hauptsache, sie wusste die Kleinen in ihrer Nähe.
Dass Lady am Tag nach der Operation Fieber bekam, eine Milchleistenentzündung drohte, erklärt sich zum einen durch ihren Alters- und Gesundheitszustand, zum anderen durch die Belastung der Operation, die aber unumgänglich war, was ja einleuchtend sein dürfte.

4.
Dass Lady einen der Welpen in der zweiten Nacht erdrückt hat, war sehr unglücklich, aber nicht einer mangelnden Aufsicht oder schlechter Unterbringung zuzuschreiben.
Die "Wurfkiste" war groß genug.
Es waren auch nicht zu viele Decken in der Kiste, was manchmal zum Erdrücken von Welpen führt, wenn sie sich darunter verschlupfen und die Mutter nicht spürt, wenn sie drauf liegt.
Der in manchen "professionellen" Wurfkisten angebrachte Abstandshalter, unter den die Welpen kullern können, so dass die Mutter sich nicht auf sie legen kann, hätte in diesem Fall ebenfalls nichts gebracht. Lady und der unter ihr tot gedrückte Welpe lagen in der Mitte des zur Verfügung stehenden Platzes. Der Kleine hätte also nicht unter einen am Rand angebrachten Abstandshalter rutschen können.
Und NIEMAND kann mehrere Tage lang, 24 Stunden am Tag (!) ununterbrochen in die Welpenkiste schaun und aufpassen, dass nichts passiert. Dass ein Welpe zu Tode kommt, ist einfach Pech. Es war übrigens auch das einzige Mal, dass ein Welpe erdrückt wurde bei den 5 Würfen (mit insgesamt 40 Welpen), die bei uns zur Welt gekommen sind. Uns hier mangelnde Aufsicht nachzusagen, ist einfach nur boshaft.
Und dass von Ladys 7 Welpen nur 3 überlebten, kann man auch so interpretieren: Wäre diese schon etwas ältere Hündin in einem ungarischen Tierheimzwinger verblieben und hätte dort ihre Kinder zur Welt gebracht, wo niemand sich um irgendwas schert, ohne Röntgen oder Kaiserschnitt, dann wären nicht nur alle Welpen, sondern auch die Mutter tot gewesen. Soviel ist sicher.
Anderes Beispiel: Als die Welpen der kleinen Münsterländerhündin Ilse 12 Tage alt waren, hatte Ilse akutes Nierenversagen. Sie musste intensiv behandelt werden und konnte/durfte sich nicht mehr um ihre Kinder kümmern. Wir haben die Kleinen mit der Flasche gefüttert, mit Waschlappen ihre Bäuche massiert und so gut wir konnten die Mama ersetzt. Und wir haben sie alle groß gekriegt. Doch wohl nicht, weil wir chaotische Dilettanten sind?!?

Ich bin sicher und habe das auch nochmals mit dem behandelnden Tierarzt in der Klinik besprochen, dass alle Entscheidungen, die im Verlauf von Ladys Niederkunft getroffen wurden, richtig und zum richtigen Zeitpunkt erfolgt waren.
Wer von den Kritikern und Klugscheißern hätte denn was wann konkret anders gemacht? Wer von denen war denn überhaupt schon mal bei einer Hundegeburt dabei?

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