Geschichten aus Guntersdorf
Für viele Tiere sind wir Durchgangsstation auf dem Weg in ein besseres Leben, für manche sind wir leider nur noch die letzte
Zuflucht.
Die Arbeit im Tierschutz: Es ist von allem ein bißchen was dabei: Mit den nachfolgenden Geschichten wollen wir alle, die Interesse an der Arbeit der Tierfreunde Niederbayern e.V. haben, teilhaben lassen an unserem Alltag. Viel Spaß bei der Lektüre!
Geschichten aus 2003 bis 2006 (unvollständig) Alltägliches und nicht ganz Alltägliches aus unserem Rudelleben haben wir das ganze Jahr über auf vielen kleinen Zetteln notiert und nun Geschichtchen und Geschichten daraus gemacht. Wie's so zugeht in einem "5-Sterne-Tierheim". Geschichten aus 2002
Geschichten aus 2001 2001 war das bisher turbulenteste Jahr seit Bestehen der Tierfreunde Niederbayern. Warum? Nun, Sie werden schon weiterlesen müssen, um das zu erfahren!
Geschichten aus 2000
Geschichten aus 1998 und 1999
Nicht nur die großen Geschichten machen unseren Alltag aus, sondern auch - oder vor allem - die kleinen: Jamjo, der Hund, der am schnellsten zurückkam: Die Leute hatten schon einen Dackel und wollten noch einem zweiten Hund ein Zuhause geben. Aber weil der Dackel beim ersten gemeinsamen Betreten der Wohnung Jamjo kurz anknurrte, mußte Jamjo wieder weg und wurde uns - gerade mal eine Stunde nach seiner Vermittlung - zurückgebracht. Hera, die Hündin, die am schnellsten vermittelt wurde. Deutsch-Kurzhaar, 3 Monate alt, wurde von uns übernommen, weil der Besitzer nicht genug Zeit für sie hatte und fand, sie hätte ein besseres Leben verdient. Als ich mit der Kleinen in Guntersdorf ankam, saß Heras neues Frauchen schon wartend bei uns im Wohnzimmer; sie nahm sie gleich mit - sehr zu Linns Leidwesen! Rosa, Vermittlung per Inserat. Die Mitarbeiterin der Süddeutschen Zeitung, die unser Tiermarkt-Inserat telefonisch aufnahm, kam zwei Tage später gleich selber vorbei und nahm die Hündin mit. Fiorella. Eigentlich hatte sich das Ehepaar Kreußer für Tara interessiert, sich aber dann doch in Fiorella verliebt, die erst wenige Stunden zuvor bei uns abgegeben worden war. Sie lief wegen einer alten Verletzung auf drei Beinen, die Pfote sah schlimm aus. Sie nahmen sie mit, ließen sie operieren und haben heute in Fiorella eine ganz wunderbare Hündin.
Angelinas Party-Service Als es am Abend so weit war und ich in mein Zimmer ging, blieb Angelina (über die es irgendwann mal eine eigene - große - Geschichte geben wird) mir hart an den Fersen. Sie war total aufgeregt und hibbelig. Bei Licht im Zimmer sah ich den Grund für ihre Anspannung: auf dem schönen neuen Bett - und zwar exakt im geographischen Mittelpunkt dieser großen Matratze - lag eine tote Maus. Ich war schon ein bißchen erstaunt, weil das noch nie vorher passiert war: “Hä...? Ja, was ist denn das...?” Da quietschte Angelina vor Freude, sprang hoch, drehte Pirouetten, was übersetzt heißt: “Freust du dich - sag, freust du dich??!! Du hast doch gesagt, wir feiern heute eine Party! Die Maus ist für dich, du darfst sie essen!” Die Handy-Generation Gismo Gismo drehte seinen schönen, breiten Kopf nach ihr, ein freundlicher, fester Blick aus seinen hellbraunen Augen genügte. Frau Päßler sagte: “Das ist mein Hund!” Sie gibt ihn nicht mehr her. Begegnung der dritten Art Eines abends biege ich auf diese Straße ein mit drei Doggen, angeleint. In diesem Moment startet - in heller Panik, Haare und Schwanz aufgestellt, vor Schreck fauchend - eine Katze über den Weg, keine 10 Meter vor uns..... Sapperlott, sapperlott! Das ging eine ganze Weile, bis wir eines Tages beim Aufwischen merkten, daß der anonyme Pinkler keiner der Hunde war, sondern der - Wasserboiler. Oh Schreck - ein Mongrel! Im Internet wurden wir dann fündig: Mongrel heißt nichts anderes als - Mischling. Und schwupps schrumpfte auch sein “überbreiter Kopf” wieder zusammen auf “ganz normal breit”. Das stand sogar in der
Bild-Zeitung Aber wir hatten unvorstellbares Glück: Sarah (die Chefin unserer Jagdhund-Abteilung und Lynns Augenstern) hat das Giftsäckchen als ungenießbar eingestuft und nicht mit gegessen, sondern wieder ausgespuckt. Eine toxikologische Untersuchung ergab: der Inhalt war hochgiftig, Sarah wäre nach 30 Minuten tot gewesen - ohne die geringste Chance auf Rettung. In welcher Gesellschaft leben wir eigentlich?
Auch in 2001 waren sie wieder das Salz in der Suppe, die kleinen Episoden am Rande. W enn man Angst um seine Pfründe hat, muß man sich ein bißl abgrenzen, notfalls auch drohen; das ist bei Menschen nicht anders als bei Hunden. Bei letzteren sieht das in der Regel so aus, daß sie mit hoch aufgerichtetem Schwanz und möglichst steifen Beinen den Weg des Kontrahenten kreuzen. Unser Milo, überzeugter Anhänger dieser unblutigen Form der Auseinandersetzung, wollte noch eins draufsetzen und demonstrativ einen erhöhten Sitzplatz einnehmen. Allerdings hatte er die Knie so stramm durchgedrückt, daß er es nicht auf die Couch schaffte. Als er sich - mal mit dem linken, mal mit dem rechten Hinterbein zuerst - vergeblich mühte - ich schwöre -, da habe ich im Gesicht seines Widersachers ein kleines dreckiges Grinsen gesehen.Weil Hunde Zigaretten und Schnaps so gar nichts abgewinnen können, werden die Guntersdorfer Feste kulinarisch ausgerichtet. Hier einige Beispiele. Kalis Geburtstag: Gekochtes Reh, Rehsuppe
mit Flocken, verziert mit Käsenudeln, Obstkuchen mit Sahne und Schokostreuseln
zum Dessert. Da war die wilde Kira gerade mal zwei Stunden in Guntersdorf. Sie tobte durchs Haus, inspizierte die Zimmer. Mit ihrer Plastik-Halskrause, die sie wegen der Rückenverletzung tragen mußte, eckte sie überall an und warf am Ende einen mannshohen Spiegel um, der in tausend Scherben ging. Da erschrak sogar die toughe Kira ein ganz kleines bißchen, sprang davon, verhedderte sich mit dem Kopf, so daß sie nichts mehr sehen konnte, in einem Spannbetttuch, das zum Trocknen aufgehängt war, und riß auch gleich noch den Wäscheständer um und hinter sich her. Kurz bevor sie samt Wäscheständer die Treppe runtergestürzt wäre, konnte ich sie stoppen. Es gibt wieder Neues von Gismo: Normalerweise
war Gismo, der riesige Labrador-Mix, immer irgendwie in der Nähe von Frauchen.
Einmal aber nicht, wo war er bloß? Frau P. erstarrte vor Entsetzen: Die Tür
zum Hasenstall stand sperrangelweit offen. Kaum konnte sie sich überwinden
nachzusehen, erwartete sie doch, ein schreckliches Blutbad vorzufinden,
zerfetzte Hasenleiber... Nicht genug damit, daß Familie K. aus Radevormwald, die sich in Nandos Foto auf unserer Homepage verliebt hatte, eine Strecke von 610 Kilometern, hin und zurück also 1220 (!) zurückzulegen hatte, um den Burschen bei uns abzuholen. Auf der Heimfahrt kam ihnen auch noch der Winter in die Quere, Schneechaos; sie standen 13 Stunden auf der Autobahn, Fahrtzeit insgesamt 20 Stunden. Hundefutter und Wasser waren ausreichend an Bord. Da wird Nando wohl bei sich gedacht haben: „Ihr Haus ist zwar ein bißchen klein, aber es sind prima Leute...“ Und machte es sich auf der Rückbank in den Decken bequem. Irgendwann hängen einem die Käsebrote einfach zum Hals heraus. Helga Bichlmeier und ich waren unterwegs, quer durch Ungarn Richtung serbische Grenze, der Wagen bis obenhin mit Hilfsgütern beladen. Die Nachtstunden zogen sich endlos hin. Wie wär’s mit einem Gemüseburger? Runter von der Autobahn und rein zu McDrive. Da die freundliche Ungarin am Fenster das Wort „Gemüseburger“ nicht verstand, bestellten wir „Burger ohne Fleisch“. Das bekamen wir dann auch: Zwischen den angewärmten Brötchenhälften fand sich ein Klecks Ketchup und eine einsame Gurkenscheibe - sonst nix. Für Zora, Irish Setter, hatte eine
sympathische, recht patent wirkende Frau T, freiberufliche Journalistin aus
Bonn, Interesse angemeldet. Wie immer: zuerst ausführliche Gespräche am
Telefon, man versucht, es „wasserdicht“ zu machen, bei solchen Entfernungen
darf nichts schiefgehen. Deshalb dann auch immer unsere Frage: „Sollte sich
irgendwas ändern, unvorhergesehene Umstände, so daß Sie den Hund nicht
behalten können, müssen wir darauf bestehen, daß die Zora zu uns
zurückkommt. Können Sie das garantieren?“ Frau T.: „Ja, was sollte denn
sein, ich würde die Zora doch nicht wieder hergeben!“ Ich, hartnäckig: „Es
kann sich ja mal was ereignen im Leben, womit man nicht gerechnet hat. Ich muß
wirklich auf Ihrer Zusage bestehen.“ Sie: „Also, Frau Hesel, glauben Sie
mir, ich bin gesund, lebe in sehr geordneten Verhältnissen, einer
langjährigen, stabilen Beziehung. Die Zora wird für immer bei uns bleiben...“
Ich weiß nicht, wie oft das so hin und her ging. Irgendwann sagte sie dann, was
ich hören wollte, auch daß sie es uns schriftlich geben würde. Nun gut, Zora
würde dann also nach Bonn übersiedeln. Und gleich noch eine Lektion für
Tierschützer:
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